DER LEBENSLAUF DES TEATRO STRAPPATO

Das Teatro Strappato nimmt uns mit auf eine spannende Reise, auf der wir außergewöhnliche Menschen, fremde Orte und faszinierende Geschichten kennenlernen.

Teatro Strappato ist die gemeinsame Idee und Sehnsucht von Cecilia Scrittore (Italien) und Vene Vieitez (Venezuela), die sich 2011 bei der Arbeit in einer weltberühmten Theaterkompanie der Commedia dell’Arte kennenlernen.

Im selben Jahr entsteht die erste Produktion des Teatro Strappato, die die Weichen für eine völlig neue Suche stellt: „Blecherne Seelen“ (Text/ Regie Vene Vieitez, Originalmusik Juan Miguel Murani). Die Kompanie reist nach Spanien und führt dort zusammen mit dem bekannten Komponisten Juan Miguel Murani und dem Hornisten Jesus Martinez das Stück mit vier Musikern und zwei Schauspielern auf. Die künstlerische Herausforderung besteht darin, die Figuren mittels maskierten Körpern und musikalischen Seelen zum Leben zu erwecken.

2012 arbeiten sie mit dem Musikensemble Harmonie XXI zusammen, führen Regie und produzieren ein Theaterkonzert, das auf dem bedeutenden Werk „Die Schöpfung“ von F.J. Haydn basiert.
Nach vollendeter Suche nach neuen Ausdrucksformen für die Ledermasken entsteht 2013 eines der wichtigsten Theaterstücke der Kompanie Teatro Strappato: „Eine Unbedeutende Geschichte“, (Text / Regie Vene Vieitez), das im rennommierten Teatro Romea in Murcia (Spanien) uraufgeführt wird.

Das Jahr 2014 beginnt für die Kompanie mit der Aufführung „Schritt für Schritt“, ein aus neuen Recherchen entstandenes Theaterstück über den italienischen Einfluss auf die spanische Renaissance im Hinblick auf Literatur und Theatersprache. Das Stück verbindet in einem unterhaltsamen, dramatisierten Vortrag das „teatro breve“ (kurze Theater) von Lope de Rueda mit grundsätzlichen Erklärungen zum Verständnis dieses wenig bekannten, aber wichtigen Genres.

Im selben Jahr bekommt die Kompanie von verschiedenen Ortschaften Venetiens (Italien) den Auftrag für das Theaterstück „Cabaret 1500“. Es handelt sich um eine Auswahl von Szenen volkstümlichen Humors, eine Reise vom Theater des Plautus bis heute.

Im Herbst 2014 entsteht das Projekt „Die Sandburg“ als eine Zusammenarbeit mit zweisprachigen Erziehungseinrichtungen für Kinder in Berlin. Mit „Die Sandburg“ macht sich das Teatro Strappato auf die Suche nach einer musikalischen Theatersprache, die besonders Kinder anspricht und ihre Fantasie anregt. Nach dem Erfolg des Projekts in Berlin, nimmt es die Kompanie nach Italien und Spanien mit, wo es ebenfalls auf große Begeisterung stößt.

2015 ist für das Teatro Strappato der Beginn einer wichtigen Zusammenarbeit mit dem berühmtesten Ensemble für Renaissancemusik Spaniens: „La Danserye“. Die beiden Gruppen vereinen ihre Kräfte und Erfahrung über Musik und Theater des 16. Jahrhunderts und führen „Mendrugo: Theaterkonzert über einen Narren des 16. Jahrhunderts“ auf – eine fabelhafte Parade von Masken und alten Instrumenten.

Im Winter 2015 arbeitet das Teatro Strappato an neuen Masken und einer Aufführung, die völlig neue Techniken des Schauspiels und der Maskenherstellung aufweist. Mit „Scarlet Dream“ beginnt ein neues Kapitel, in dem das Teatro Strappato eine Geschichte mit Bildern erzählt, die lebendige Gemälde sind und sich vor den Augen des Publikums verwandeln. Obwohl es ein fast stummes Stück ist, hat es eine große Aussagekraft. Diese neuen Masken, die sich vor dem Publikum verwandeln, nennt das Teatro Strappato „zusammensetzbare Masken“.

Gegen Ende des Jahres 2015 entwirft die Kompanie „Die Truhe der Narren“, eine Anthologie über die Geschichte des Theaters, seine wichtigsten Stoffe und Figuren, in Form von Szenen und Vorträgen. Die Uraufführung in italienischer Sprache findet im Dezember 2015 statt und die in spanischer im Januar 2016 in der bolivianischen Stadt La Paz.

2016 beginnt dann auch mit einer Forschungsreise, die die Kompanie nach Bolivien führt, wo sie sich mit dem Thema der Straßenkinder und den sozialen Verhältnissen beschäftigt, die Lateinamerika zu einem der weltweit größten Brennpunkte für das Problem der verlassenen Kindern macht. Einen Monat lang reisen die Mitglieder der Kompanie durch das Land und führen Interviews, sammeln Informationen und machen ein Theaterlabor mit ehemaligen Straßenkindern. Von dort wandert das Material in den Probenraum des Teatro Strappato und verwandelt sich in den folgenden Monaten in „Betún – 4 Träume und 5 Wirklichkeiten eines Lebens auf der Straße“, ein stummes Theaterstück, das im Juli 2016 auf dem Theaterfestival Le Off in Avignon (Frankreich) uraufgeführt wird.

Das Teatro Strappato hat einen stets wachen, neugierigen Forschergeist, mit dem es sowohl in die Vergangenheit als auch in die Gegenwart blickt. So entsteht „Lazarillo“, ein Theaterstück, das das Genre des Schelmenromans und das Spanien des Carlo V. auf witzige Weise analysiert und darstellt. Dieses Stück wird im Januar 2017 uraufgeführt und während der ersten Monate von über 5000 Studenten besucht.

Im März 2017 koproduziert das Teatro Strappato mit dem Ensemble für alte Musik La Cantoria ein Theaterkonzert mit dem Titel „Orpheus: Musik, Liebe und Tod“, eine Interpretation von Texten und Musik von Monteverdi, Quevedo, Rilke und anderen, die sich leidenschaftlich diesen großen Themen widmeten.

Nach den Aufführungen von „Betún“ in Frankreich, Spanien, der Schweiz, Deutschland, Italien, Chile und Bolivien kehrt das Stück ein Jahr nach seiner Uraufführung zum Festival Le Off 2017 in Avignon zurück und wird kurz danach beim Festival Internacional de Teatro di Molina de Segura (Spanien) als bestes Theaterstück ausgezeichnet.

Der Erfolg von „BETÚN“ führt die Kompanie Anfang 2018 auf einer Tournee durch Spanien, Großbritannien, Deutschland und Bolivien, wo das Stück ausgezeichnete Kritiken beim Internationalen Theaterfestival in La Paz erhält.

Im Herbst 2018 entsteht eine neues komisches Theaterstück, in dem das Teatro Strappato einige Mythen der Antike mit einem Tempo und Humor erforscht, wie es nur der Einsatz der Masken möglich macht. Dieses Stück namens „MitoILlogico“ wird im Dezember 2018 in Italien uraufgeführt und beginnt im Januar 2019 in Spanien seine Reise in kastilischer Sprache.

Anfang 2019 wird die Kompanie von der „Factoria Cultural“ des im spanischen Murcia ansässigen Instituts für Kulturwirtschaft und Kunst (ICA) ausgewählt, um das Teatro Strappato als Unternehmen im Kultursektor weiter zu etablieren und zu entwickeln.

Im Sommer 2019 wird das Theaterstück Betún zum dritten Mal auf dem Theaterfestival in Avignon aufgeführt, es ist ein großer Publikumserfolg und wird in diesem Jahr mit dem Tournesol-Preis ausgezeichnet.

Anfang 2020, als das Unternehmen mitten in der Produktionsarbeit einer neuen Show steckt, kommt die Quarantäne und sowohl die Produktion als auch die für Europa und Lateinamerika geplanten Tourneen werden auf unbestimmte Zeit verschoben.

In dieser langen Standby-Zeit nutzen Cecilia Scrittore und Vene Vieitez die Gelegenheit, parallel zur Bühnentätigkeit des Unternehmens neue Projekte zu entwickeln. Zum Einen entsteht „Teatro Strappato al oido“, eine Hörspielreihe, die mit einer Trilogie von Vene Vieitez beginnt, die von drei weiblichen Charakteren griechischer Tragödien inspiriert ist und den Titel „Antike Tragödien, zeitgenössische Dramen“ trägt. Zum Anderen wurde im Januar 2021 der zweiwöchentliche Podcast auf Spanisch „La chispa de Prometeo“ geboren, ein Programm, in dem jede Saison einem Thema gewidmet ist, das mit der Arbeit des Teatro Strappato in dieser Zeit zusammenhängt. „La chispa de Prometeo“ ist eine Möglichkeit, die Recherchen und die Arbeit hinter den Kulissen des Kompanie mit der Öffentlichkeit zu teilen.

Mitte 2021 werden endlich die Produktionsarbeiten der neuen Show wieder aufgenommen, ein von Vene Vieitez geschriebenes Werk mit Originalmusik von Juan Miguel Murani mit dem Titel „Triboulet“, ein Stück über Manipulation und Instrumentalisierung, das Ergebnis vieler Überlegungen vor und nach der Pandemie. Die Premiere von „Triboulet“ findet am 3. Dezember 2021 im Streaming aus der ufaFabrik in Berlin statt.

Im Februar 2022 veranstaltet das Teatro Strappato zusammen mit der Stadtverwaltung von Lorquí (Murcia) ein Festival, das den Masken und ihren neuen Sprachen gewidmet ist: „La Semana Internacional de la Commedia dell’Arte de Lorquí“. Unter der künstlerischen Leitung von Vene Vieitez und Cecilia Scrittore wurde dieses Festival als Treffpunkt für die Welt des physischen Theaters und der Masken geboren.

Im April desselben Jahres hat das Teatro Strappato in Sevilla (Spanien) „Tierra y Pólvora“ uraufgeführt, ein Stück, mit dem das Ensemble das ganze Jahr über durch mehrere Theater und Festivals in Europa tourt und das auf dem Mailänder Fringe Festival von der britischen Produktionsfirma „Civil Desobedience“ mit dem „Edinburgh Prize“ ausgezeichnet wird.

Zu den Festivals, an denen das Ensemble 2022 teilgenommen hat, gehören: Winterwerft 2022 (Deutschland), Encuentro internacional de Comedia dell’Arte de Sevilla ’22 (Spanien), Festival Off Avignon 2022 (Frankreich), Festival de la Villa romana de Veranes Gijón (Spanien), F. A.T. (Frankreich), Tra Laico e Profano (Friaul – Italien), Milano Fringe Festival (Italien), Catania Fringe Festival (Italien), F.E.S.T. Sevilla 22 (Spanien) und das F.I.N.C. Taormina 2022 (Italien).

Momentan befindet sich das Teatro Strappato wieder auf Reisen und auf der Suche nach neuen Geschichten.

Letzte Aktualisierung: 2021

ÜBER DEN AUTOR VENE VIEITEZ

Vene Vieitez begann 2005 mit seinem ersten Theatertext „Cuando volver no existe“ (Wenn es kein Zurück mehr gibt), einem Stück, das sich mit sozialen Fragen befasst. Damit schlug er eine Brücke zwischen seinen Ausbildungen in Soziologie und im Schauspiel. Im Laufe der Zeit entwickelte er einen ebenso analytischen und ironischen Stil, der sich in den Stücken des Teatro Strappato verstetigte, einem Ensemble, das er 2011 zusammen mit Cecilia Scrittore gründete und dessen zwei Forschungslinien er heute leitet.
Das Teatro Strappato arbeitet einerseits an einer neuen Sprache, die die aktuellen Ausdrucksmöglichkeiten der Maske auf der Bühne erforscht, und hält andererseits einen neugierigen Blick in die Vergangenheit aufrecht, indem es die menschlichen Archetypen in der Geschichte des Theaters und die Verwendung der Maske als Werkzeug zur Identifizierung eben dieser Archetypen erforscht. Da die Maske sowohl in der historischen als auch in der experimentellen Forschungsarbeit des Teatro Strappato eine zentrale Rolle spielt, sind Cecilia Scrittore und Vene Vieitez auch an der Gestaltung und Entwicklung dieser ledernen Gesichtsteile beteiligt.

CECILIA SCRITTORE

Cecilia Scrittore studierte Darstellende Kunst an der Universität Bologna und schloss ihr Studium mit einer Arbeit über das Jugendtheater ab. Im Jahr 2005 begann sie in Theaterprojekten mit geistig Behinderten und älteren Menschen zu arbeiten. Im Jahr 2007 wurde sie Mitglied der Scuola Sperimentale dell’Attore in Pordenone (Italien) und arbeitete als Lehrerin und Mitspielerin der Hellequin-Truppe und spezialisierte sich währenddessen in den Darstellungsformen der Commedia dell’Arte. Im Jahr 2007 erlernte sie die performative Disziplin Buto bei der berühmten japanischen Lehrerin Yumiko Yoshioka und begann 2009 eine weitere Ausbildung im Kathakali-Tanztheater bei dem indischen Lehrer Kalamandalan John und seiner Kompanie. Im Jahr 2010 nahm sie an einem kreativen Laboratorium mit César Brie, dem Gründer des Teatro de Los Andes“, teil, das auf der Verwendung von Metaphern auf der Bühne basierte. Im Jahr 2011 zog sie nach Spanien und gründete zusammen mit Vene Vieitez das TEATRO STRAPPATO

ÜBER DEN KOMPONISTEN JUAN MIGUEL MURANI

Juan Miguel Murani begann im Alter von 5 Jahren mit dem Klavierunterricht. Er studierte am Musikkonservatorium von Murcia bei Miguel Baró und Anselmo de la Campa. Nachdem er das „Higher Piano Degree“ in Murcia erworben hatte, erhielt er ein Stipendium der spanischen Regierung, um seine Ausbildung sieben Jahre lang in Moskau fortzusetzen, wo er am Tschaikowsky-Konservatorium und später an der Russischen Musikakademie Gnessin studierte, zwei der renommiertesten Musikinstitute der Welt.
Er schloss sein Klavier- und Kompositionsstudium an der Gnessin mit einem Master of Fine Arts mit Auszeichnung ab und wurde als erster europäischer Pianist mit dem „Roten Preis“, der höchsten Auszeichnung dieser Akademie, ausgezeichnet. Zu seinen Klavierlehrern gehören Margarita Fedorova (Schülerin von Neuhaus) am Tschaikowsky-Konservatorium sowie Nikita Yujanin und Valentina Zvereva (Schülerin von Gutman) am Gnessin. Auf dem Gebiet der Kammermusik war er Schüler des berühmten Georgi Fedorenko.
Außer in den größten und renommiertesten spanischen Konzerthäusern gab er international Liederabende in Städten wie New York, Chicago, Calgary, London, Paris, Toulouse, Edinburgh, Wien, München, Bratislava, Moskau und bei internationalen Klavierfestivals wie „Piano aux Jacobins“ oder „Piano Passion“. Als Orchestersolist trat er mit dem
St. Bridge’s Chamber Orchestra in London, den „Virtuosos de Moscow“, dem Pau ‚Orchester Sinphonique‘, der Amsterdam Camerata, den Breslauer Philharmonikern, dem Castilla y León Symphony Orchestra, dem Madrid Philharmonic Orchestra und dem Murcia Symphony Orchestra auf. Er hat rund 300 Liederabende gegeben und ist damit einer der produktivsten Pianisten Spaniens.

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